Zu einem unterhaltsamen Abend mit dem Musiker und Mundartkünstler Jochen Rudolph hatte das Laubacher Kunst- und Kulturforum an Fronleichnam in die Laubacher Braumanufaktur eingeladen. Der als »Fidele Owwerhess« bekannte Unterhaltungskünstler trat bereits mehrfach bei Festivals im Laubacher Schlosspark auf und ist somit kein Unbekannter mehr in der Region. Mit seinem Faible für die deutsche Sprache, insbesondere für die oberhessische Mundart, vermochte er es, sein zahlreich gekommenes Publikum, das zur Freude des Vorsitzenden Arnold Schleier die Braumanufaktur bis auf den letzten Platz bis in die Gänge hinein füllte, auf humorvolle Art mitzunehmen.
Mit seinem Programm »Hoste verstonne?« konnte er den heimischen Dialekt mit Liedern und Texten, wie die »Mundartprüfung«, wie kaum ein anderer präsentieren. Dabei stammt Rudolph gar nicht aus Oberhessen, sondern aus Ostwestfalen. Mit seinen Eltern ist er als Zehnjähriger nach Ulrichstein gezogen, wo er sich nur mit seinen Kumpels veständigen konnte, wenn er deren Sprache beherrschte. Da hat er sich viel Mühe gegeben, das Owwerhessische mit den unterschiedlichen Ortsaussprachen zu erlernen. Seine Menschenkenntnis und Beobachtungsgabe in Kombination mit Stimme und Gitarre machen ihn zu einem fröhlichen Unterhaltungskünstler, der gerne den Oberhessen immer wieder aufs Korn nimmt. Dabei werden diesem seine Eigenarten und Schwächen humorvoll vor Augen geführt.
Zum Auftritt des Künstlers gab es bei freiem Eintritt ein Glas frisch gebautes Bier. Zur Deckung der Unkosten wurde ein Hut herumgereicht.
Rudolph begann seinen Auftritt im Stil von Marcel Reich Ranicki mit dem Aufruf: »Rettet den Dialekt!« Er eröffnete seinen Vortragsreigen mit dem »Landexamen«, bei dem die aufs Land geflüchteten Städter auf ihre Tauglichkeit geprüft werden müssen, ob sie die Nuancen der Dialekte im Vogelsberg gut unterscheiden und sprechen können. Leider versagt der Kandidat und muss als nicht tauglich zurück in die Stadt. Viel Platt trug er mit seiner Gitarre ebenfalls an diesem Abend vor. Wie »Naut em Schrank« nach der Melodie »Wonderful Tonight« von Eric Clapton. Dabei zwingt eine Einladung das Ehepaar zum überstürzten Einkauf nach Gießen. Obwohl der Schrank daheim übervoll ist, »hat die Fraa naut zum oohduu, weil ihr naut davon passt«. So nimmt die Odyssee mit dem Einkauf von Kleider, Schuhe und Frisörbesuch ihren Lauf und endet mit Krach und Herzkasper. Beim Lied »Zwiwwelstee« muß Hannes sich zwingen, das Gebräu zu trinken, weil er Husten hat. Ist aber am nächsten Tag gesund, nachdem er ein Quantum »fier zwar Koih gesoffe hat«. Außerdem erklang das Lied von den Vogelsberger Mädchen nach einem Titel von der Gruppe Slade »Far, far away«. Hier werden ebenfalls die Mädchen im Vogelsberg gelobt: »Dei huuh das Herz ohm rechte Fleck, do gieh aich net weg.« Beim Verwandtentreffen aus aller Welt kommt die Großfamilie zusammen. Erst ist alles harmonisch und glücklich, bis der Notar kommt und das Testament vorliest. Es wird gerauft und kommt zu Handgreiflichkeiten, bis die Polizei eintrifft. Der »Froihuffsteher Blues«, von Manni Zaha gedichtet und mit Blues-Akkordeon unterlegt, war das Highlight des Abends. Nach über zwei Stunden war ein gutes Ende gefunden und es erscholl der Ruf nach mehr davon.
Beim Festival »Blues-Schmus-Apfelmus« ist Jochen Rudolph wieder auf der Mundartbühne im Laubacher Schlosspark vertreten.
Quelle: giessener-anzeiger.de