29. November 2024

Mundart mit Witz und Poesie

Zu Gast in der StattBücherei in Großen-Linden war erstmals Jochen Rudolph alias »de fidele Owwerhess«. So gab es einmal keine Autorenlesung, sondern einen unterhaltsamen Abend mit Anekdoten und viel Gesang, wobei jede Menge Mundartbeiträge zu hören waren. Wie bereits im Vorfeld von Ida Weigand seitens des StattBücherei-Team angekündigt und in ihrer Begrüßung versprochen, wurde es ein »lustig pfiffiger Abend im hessisch- landestypischen Stil«. Und auch gleich zu Beginn ging Rudolph in gewohnter Weise mit den Gästen auf Tuchfühlung: »Ich bin gerne mit meinem Publikum beim Du«. So war auch gleich der Bann gebrochen und man verständigte sich auf Platt. Mit dem »Landexamen«, einem Trockensprachkurs für Städter, die aufs Land wollen, ging es dann auch gleich richtig los. Passend zur Vorweihnachtszeit hatte der »fidele Owwerhess« die hessische Weihnachtsgeschichte mitgebracht.

Reminiszenz

Weniger in die Weihnachtszeit, doch zum Alltag gehörte die Ansammlung von Schimpfwörtern der beiden Mundartautoren Lutz Dönges und Emil Winter. Von Dönges stammte auch der Text des zur Melodie von Yves Montands »C’est si bon« (Es ist so gut) gesungene »Ans Finanzamt«. Eine weitere große Rolle spielten auch die Schriften von Karl Brodhäcker, ein Alsfelder Journalist und Schriftsteller. »Leut, die Platt schwätze, sind modern«, stimmte Rudolph zu einer Melodie von Chuck Berry eine wahre Lobeshymne auf jene, die noch die Mundart pflegen, an. Passend zur Jahreszeit durfte natürlich die »hessische Weihnachtsgeschichte« nicht fehlen und auch gar manche Begebenheit aus seinem Bühnenleben gab der gebürtige Ulrichsteiner zum Besten. Seine Lieder sind eine wahre Hommage auf die Mundart. So gab Jochen Rudolph »Naut im Schrank«, »Die Dernerheck« und auch »Volltreffer Waidmannsheil« sowie in einer Bluesversion das Gedicht »Zwiwwels tee« von Karl Brodhäcker zum Besten. »Ritter Vetz von Vetzberg« und auch »Wortbruch«, beides von Lutz Dönges, sorgten ebenso wie »Die Vogelsberger Mädchen« für beste Unterhaltung. Auch der bekannte »Schalk im Nacken« durfte nicht fehlen, stammt doch von Rudolph selbst der erheiternde Liedtext »Nackisch seh ich auch net grad gut aus«. Mit dem »Froihuffsteher«-Blues verabschiedete sich der Mundart-Poet unter langanhaltendem Beifall von einem rundweg begeisterten Publikum.

Quelle: giessener-anzeiger.de